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»DER GRUNDSATZ DER NICHT-
RÜCKWEISUNG UND DIE PFLICHT
ZUR SEENOTRETTUNG MÜSSEN
UMFASSEND GEACHTET WERDEN.«
Rettungseinsatz der Sea-Watch
im Mittelmeer, Mai 2018
CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag zur gemeinsamen Regierungsbildung, November 2013
Bild: © Sea-Watch/Christian Gohdes
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Das Recht
auf Leben
Verweigerte und blockierte
Seenotrettung durch die EU
An den europäischen Außengrenzen sind zwischen
2014 und 2018 mehr als 17.000 Menschen bei ihrer
Flucht über das Mittelmeer ertrunken. Diese Men-
schen hatten das Recht auf Leben. Viele starben,
weil es keine legalen und gefahrenfreien Wege nach
Europa für Flüchtlinge gibt. Die Abschottungsmaß-
nahmen der EU zwingen Schutzsuchende dazu, ihr
Leben in die Hände skrupelloser Schlepper zu geben.
Wenn die EU und ihre Mitgliedsstaaten die von
ihnen unterzeichneten völker-, menschen- und see-
rechtlichen Verpflichtungen erfüllt hätten, wären
viele dieser Menschen noch am Leben.
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»Jeder Staat verpflichtet den
Kapitän eines seine Flagge
führenden Schiffes, jeder
Person, die auf See in Lebens-
gefahr angetroffen wird, Hilfe
zu leisten.«
Artikel 98, Seerechtsübereinkommen
der Vereinten Nationen
Mehr als
17.000
Flüchtlinge starben
laut UNHCR zwischen
2014 und 2018 im
Mittelmeer.
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2004
Ist Leben retten eine
Straftat?
Das Sterbenlassen von Flüchtlingen
im Mittelmeer und der zivilgesell-
schaftliche Einsatz gegen diese un-
menschliche Politik Europas währt
schon seit vielen Jahren.
Die Geschichte des deutschen Ret-
tungsschiffes Cap Anamur, das am
24. Juni 2004 37 Flüchtlinge im
Mittelmeer aus Seenot rettete,
wirft ein deutliches Licht auf die-
sen Konflikt. Die Cap Anamur
wurde von den italienischen Be-
hörden festgesetzt, später wurde
unter anderem dem Kapitän des
Schiffes, Stefan Schmidt (erhielt
2006 den PRO ASYL Menschen-
rechtspreis), der Prozess gemacht.
Video:
https://youtu.be/2UclznZOUiw
Die Geschichte der Cap Anamur
Link:
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Särge der Opfer der Flüchtlingskatastrophe
vom 3.10.2013 vor Lampedusa
»Lampedusa muss
ein Wendepunkt für
die europäische Flücht-
lingspolitik sein.«
Martin Schulz, Präsident des Europäischen
Parlaments,
Rede beim Europäischen Rat,
24. Oktober 2013
Lampedusa 2013
Bei einem Bootsunglück am 3. Oktober 2013 vor der
italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa kommen
mindestens 366 Flüchtlinge ums Leben. Das Ver-
spre
chen des damaligen EU-Parlamentspräsidenten
Martin Schulz »Wir können nicht zulassen, dass
noch mehr Menschen sterben. Lampedusa muss
ein Wendepunkt für die europäische Flüchtlings-
politik sein«, wurde nicht gehalten.
»Europa kann nicht akzeptieren,
dass viele tausend Menschen an
seinen Grenzen umkommen.
So eine Katastrophe darf es nicht
wieder geben.«
José Manuel Barroso, Präsident der
Europäischen Kommission, Oktober 2013
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»Schluss damit, wir
nehmen keine mehr.«
Matteo Salvini, italienischer Innenminister, Sommer 2018
Kommt kein Flüchtling mehr an, kann auch keiner mehr
Asyl beantragen – nach diesem Prinzip erfolgte 2018 die
Sperrung der Häfen für Rettungsschiffe durch die itali-
enische Regierung. Die Sperrung ist völkerrechtswidrig,
denn die EU-Staaten sind verpflichtet, bei der Rettung
von Menschenleben aus Seenot zivilen Schiffen mit
Flüchtlingen an Bord einen Nothafen
anzubieten.*
Mit der Schließung der italienischen wie auch maltesi-
schen Häfen steigt zudem die Gefahr, dass Schiffe im
Mittelmeer die Hilferufe Ertrinkender ignorieren.**
So starb im zentralen Mittelmeer 2018 einer von 15
Flüchtlingen***, 2017 waren es noch einer von 43.****
*Der italienische Verhaltenskodex für
private Seenotretter im Mittelmeer,
völker-, europa- und strafrechtliche
Aspekte, Wissenschaftlicher Dienst des
Deutschen Bundestags, 31. Juli 2017,
Seite 12
**Schiffe ignorieren offenbar Hilferufe
von Ertrinkenden, t-online.de,
13. August
2018
***UNHCR Deutschland, 30. Januar 2019
****Auch 2018 versagt Europa, taz.de,
28. Dezember 2018
Video:
Welt, 25. Juni 2018, Matteo Salvini
bleibt bei harter Flüchtlingspolitik
https://shorturl.de/LsGGZ
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Viele Schutzsuchende haben
auf ihrer Flucht traumatische
Erfahrungen gemacht.
2018
Seit der Schließung italienischer
Häfen für Flüchtlinge durch die
neugewählte italienische Regie-
rung haben private Rettungs-
schiffe so gut wie keine Chance
mehr, Menschen vor dem Tod im
Mittelmeer zu bewahren. Seitdem
ist das Risiko für Asylsuchende,
auf der Flucht zu sterben, noch-
mals deutlich gestiegen.
Aus dem Mittelmeer gerettete
Flüchtlinge, Mai 2018
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»Menschen aus Seenot zu retten
ist keine Frage für Debatten oder
die Politik, es ist eine Verpflich-
tung seit Menschengedenken.«
Fillipo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge,
Januar 2019
2,35%
2017: Einer von 43 Flücht-
lingen stirbt im Mittelmeer.
6,66%
2018: Einer von 15 Flücht-
lingen stirbt im Mittelmeer.